um
6200 v.Chr. |
Die bisher älteste kartographische Darstellung findet man
im Jahre 1963 im türkischen Çatal Hüyük bei den
Ausgrabungen einer neolithischen Siedlung. Die Wandmalerei zeigt die Siedlung
mit ihren Häusern und dem Doppelgipfel des Vulkans Hasan Dağı. |
vor ca. 5800 v.Chr. |
Archäologische Befunde von Ausgrabungen in der Siedlung von Lepenski Vir im
heutigen Serbien belegen eine geometrische Konstruktion der Bauten über eine
Vermessung mit Schur und Stab. |
um
3800 v.Chr. |
Als ältestes kartographisches Dokument gilt eine auf diese Zeit datierte
babylonische Karte, die auf einem geritzten 7 x 7 cm großen Tonplättchen, der
sog. "Tontafel von Nuzi", das nördliche
Mesopotamien mit dem Euphrat, einigen Orten und den das Land begrenzenden
Gebirgen wiedergibt. Die Erde schwimmt als runde Scheibe im Weltmeer. |
zwischen 1800 und
1600 v.Chr. |
Auch
aus dem bronzezeitlichen Europa können einige bedeutende Entwicklungen
dokumentiert werden. Erst im Jahre 1999 wird die sog. "Himmelsscheibe von Nebra"
gefunden. Sie gilt als weltweit älteste konkrete Himmelsdarstellung und als eine
der wichtigsten archäologischen Funde aus jener Epoche. |
um
1500 v.Chr. |
In Babylonien entsteht auf einer 21 x 18 cm großen Tontafel ein Stadtplan von
Nippur, der das Stadttor, diverse Gebäude und den Euphrat zeigt und in
sumerischer Keilschrift beschriftet ist.
Bei Capo di Ponte im Val Camonica im heutigen Italien entstehen zahlreiche
Petroglyphen. Einer davon zeigt auf 4,16 x 2,30 m den Plan eines Ortes sowie
Tiere und Menschen. |
um
1300 v.Chr. |
Eine bedeutende kartographische Urkunde der Ägypter ist eine auf Papyrus
gezeichnete nubische Goldminenkarte; ein Versuch, die Berge durch umgeklappte
Profile beiderseits der Wege in der Kartenebene wiederzugeben. Von den bereits
im Altertum in Ägypten vorgenommenen Grenzfestlegungen nach den alljährlichen
Nilüberschwemmungen existieren zwar keine kartenartigen Nachweise,
aber zahlreiche Darstellungen auf Gräbern. Nachweisbar wurden die Nilgebiete
schon unter Ramses II. (1290–1224 v.Chr.) vermessen. |
um 550 v.Chr. |
Die ersten Erdkarten, über die berichtet wird, stellen die Erde zunächst als
eine rings von Meeren umflossene Scheibe dar.
Von
dem griechischen Philosophen Anaximander (um 610–547 v.Chr.) geht die
Bezeichnung der Welt als Kosmos und ihre Erfassung als ein planvoll geordnetes
Ganzes aus. Er zeichnet ebenfalls als erster nicht nur eine geographische Karte
mit der damals bekannten Verteilung von Land und Meer, sondern er konstruiert
auch eine Sphäre, einen Himmelsglobus. Die Karte, die heute als
verschollen gilt, wird später durch Hekataios von Milet (um 560–475 v.Chr.) ausgewertet, aus dessen
Werk eine halbwegs konkrete Darstellung der damaligen Weltsicht überliefert ist. |
um 500 v.Chr.
|
Hekataios
von Milet benutzt die Weltkarte des Anaximander für seine
eigenen
Aufzeichnungen und weitere Arbeiten. Er verfasst u.a. die erste geographisch und
historisch exakte Reisebeschreibung (Periegesis) der ihm bekannten Erde.
Einige Zeit
später gibt Herodot (um 490–425 v.Chr.) eine ausführliche Beschreibung, wie eine Weltkarte im
Einzelnen zu zeichnen sei, heraus. Die Grenzen seines Welthorizontes sind
Nordeuropa (Hyperborea), das Kaspische Meer, Westindien und im Süden die
Sahelzone. Dies entspricht in etwa dem Bild des Hekataios von Milet.
Die Auffassungen von der
Kugelgestalt der Erde breiten sich mit den Lehren der Pythagoreer (Philolaos von
Kroton 440–390 v.Chr.,
Archytas) und ... |
um 350 v.Chr. |
...
durch den Beweis des Aristoteles (384–322 v.Chr.) aus, wonach der stets
kreisförmige Erdschatten bei Mondfinsternis nur von einer Kugel stammen könne. |
um 300 v.Chr. |
Als Folge hiervon kommt es zur ersten Entwicklung von Kartennetzen. Dikäarchos (um 350–285
v.Chr.) stellt zunächst eine West-Ost-Orientierungslinie dar. |
um 250 v.Chr. |
Heron von Alexandria (284–221 v.Chr.) bringt ein später weit verbreitetes
Lehrbuch über die praktische Geometrie heraus. |
kurz vor 200 v.Chr. |
Eratosthenes (276–195 v.Chr.), der geschichtlich beglaubigt als erster die Größe der Erde bestimmt,
verwendet bereits ein Netz von Parallelscharen.
Eratosthenes bestimmte an dem Tage, an dem in Syene (das heutige Assuan)
die Sonne mittags im Zenit stand, im nördlich davon gelegenen Alexandria ihren
Zentriwinkel γ zu rund 7,2°. Die zugehörige
Meridianbogenlänge b leitete er vermutlich aus verschiedenen
Vermessungsergebnissen ab (möglicherweise aus der Kamel-Reisezeit). Mit der Annahme einer sehr weit entfernten Sonne
erhielt er als Zentriwinkel zu b ebenfalls γ und konnte damit den Radius R
(7.360 km)
berechnen. Der auf diese Weise ermittelte Erdumfang kommt an den wahren Wert trotz
der unsicheren Entfernungsbestimmung bis auf etwa 10 % heran. |
um 150 v.Chr. |
Hipparchos von Nicäa (um 190–120 v.Chr.) unterteilt den Äquator in 360° und entwirft die
stereographische und die orthographische Projektion. |
150 v.Chr. |
Krates von Mallos (ca. 167–145) fertigt den ersten Erdglobus. |
1. Jh. v.Chr. |
Der einzige aus der Antike erhalten gebliebene und damit älteste Globus, der
"Atlas Farnese" in Neapel, ist ein Himmelsglobus, der als römische Kopie einer
griechischen Arbeit auf dieses Jahrhundert datiert wird.
Unter den Römern macht die Kartographie keine Fortschritte. Ihre Karten gelten
nicht geographischen Erkenntnissen wie bei den Griechen, sondern Darstellungen
ihres Besitzes und der Verkehrs-verbindungen in ihrem Reich. Die sehr unmaßstäblichen "Itinerarien" dienen als Wegekarten für militärische Zwecke,
später wohl auch zur Wiedergabe von Handelswegen und -plätzen.
Aus diesem Jahrhundert ist eine schwierige Tunnel-Vermessung (ein etwa 1 km
langer Wasserstollen in Israel) überliefert. |
um 50 n.Chr. |
Die bekannte "Tabula Peutingeriana", die der Augsburger Humanist, Kaufmann und
Stadtschreiber K. Peutinger (1465–1547) als Sammler im 16. Jh. erwerben
wird, soll eine in 14. Jh. angefertigte Kopie von Unterlagen sein, die aus römischen
Straßenkarten abgeleitet und vermutlich bis ins 7. Jh. laufend ergänzt worden
waren. Die von West nach Ost unnatürlich verzerrte Straßenkarte des römischen
Reichs zeigt Orte jener Zeit mit Angabe der Militärstationen und
Entfernungsangaben in Meilen. Das antike Original dieser Karte ist verloren. |
um 100 |
Marinos von Tyros nimmt sich der Herstellung einer nach
mathematisch-geographischen Grundsätzen geschaffenen Erdkarte an und entwickelt das rechtwinklige Netz der mittelabstandstreuen
Zylinderentwürfe. |
um 140 |
Claudius Ptolemäus (87–150) entwickelt den ersten Kegelentwurf. Von den Arbeiten
des Ptolemäus in Alexandria geht der nachhaltigste Einfluss aus. Seine
"Geographike Hyphegesis", eine Anleitung zur Kartenanfertigung mit einem Verzeichnis von
Orten, Ländern usw., wirkt bis ins 15. Jh. hinein. |
210 |
Die Kartographie der Römer schlägt sich im "Kapitolinischen Plan" Roms als
Steingravur im Maßstab 1:250 nieder und setzt sich ... |
340 |
...
mit den "Itinerarien" Castors, einer Straßenkarte des Reichs, fort. |
8. Jh. |
Die Araber, auf deren Sprache geodätische
Fachausdrücke wie Azimut, Zenit und Nadir zurückgehen, kommen in Bagdad bei der
Bestimmung des Erdumfangs auf ein Resultat von 41.436 km (R = 6.595 km), also bis
auf etwa 4 % an den wahren Wert heran. |
11. Jh. |
Der Bau von Sonnenuhren und Astrolabien wird in Arabien zu höchster Blüte
getrieben, worauf ab dem 14. Jh. auch europäische Wissenschaftler werden
aufbauen können. |
1023 |
Abu Reyhan Biruni, ein Universalgelehrter der damaligen islamischen Welt,
ermittelt mit einem von ihm erfundenen neuen Messverfahren den Radius der
Erdkugel ziemlich genau zu 6.339,6 km. Gegenüber dem wahren Wert bedeutet dies
eine Abweichung von nur 0,6 %! |
ca.
1235 |
Während die islamischen Kulturen das geographische Wissen der Griechen
übernehmen und weiterentwickeln, verharrt die Kartographie des europäischen
Mittelalters zunächst ganz in den religiösen Vorstellungen ihrer Zeit. Die Erde
erscheint als kreisförmige Scheibe (Radkarte) mit obenliegender Ostrichtung.
Eines der bekanntesten Beispiele ist die "Ebstorfer Weltkarte" auf 30
Pergamentblättern. |
letztes Viertel 13. Jh. |
In Italien und Katalonien kommen die ersten Portolankarten (sehr genaue
Darstellungen der Küstenumrisse mit den Namen der Hafenorte) auf. |
15. und 16. Jh. |
Zwei bedeutende Ereignisse, die geographischen Entdeckungen (eine Fülle neuer
Kenntnisse) und das Aufkommen der Druckverfahren (die Vervielfältigung nach
Holzschnitten oder Kupferstichen), beeinflussen die Entwicklung der
Kartographie wesentlich. |
etwa zu Beginn 15. Jh. |
Die ersten Druckplatten entstehen als Holzschnitte. Von diesen werden Karten
nach den Grundsätzen des Hochdrucks mit einer Handpresse in geringer Auflage
vervielfältigt. |
1409, 1477 |
Aus der Übersetzung der "Geographie" des Claudius Ptolemäus, deren Kopien durch
Flüchtlinge aus dem von den Türken bedrohten Byzanz rasch bekannt geworden
waren, entstehen zahlreiche weitere Handschriften und Kartenkopien und
schließlich die erste gedruckte Ausgabe als Atlas in Bologna. |
um 1450 |
Paolo Toscanelli (1397–1480) beschreibt in einer inzwischen verlorengegangenen
Karte den Seeweg nach Indien in westlicher Richtung. |
um Mitte 15. Jh. |
Der Kupferstich bringt einen großen Fortschritt. Er macht es möglich, Karten
hoher graphischer Qualität durch sehr feine Strichwiedergabe im Wege des
Tiefdrucks herzustellen. |
1457 |
Erst
im späten Mittelalter löst der zunehmende geographische Informationsstand die
Kartographie aus ihren durch kirchlich-religiöse Vorstellungen geprägten
Bindungen und führt zu Fortschritten in der Herstellung von Erdkarten.
Bemerkenswerte Zeugnisse dieser Art sind die ovale "Genuesische Weltkarte" eines
unbekannten Verfassers und ... |
1459 |
...
die kreisförmige "mappa mundi" des Camaldulensermönches Fra Mauro
(gest. 1460). |
1492 |
Der deutsche Kosmograph und Seefahrer, Hofastronom in Portugal, Martin Behaim
(1459–1507) fertigt den ersten Erdglobus ("Erdapfel") sowie eine Seekarte für
den portugiesischen Seefahrer Fernão de
Magellan (um 1480–1521). Behaim gibt auf dem Globus die Vorstellungswelt von
Antike und Mittelalter mit den drei Kontinenten Asien, Europa und Afrika wieder.
Amerika und der Pazifik fehlen. Außerdem ist der Erdumfang viel zu niedrig
angesetzt. |
ca. 1492 |
Erhardt Etzlaub (1460–1532) fertigt eine Romweg-Karte für Pilger mit einer
Wegeteilung in Meilenintervallen an. Sie ist die erste, nach unserem Verständnis
als solche zu bezeichnende, Straßenkarte. Von ihm stammt ferner der erste Versuch
einer Weltkarte in Mercatorprojektion auf einem Kompassdeckel. |
1497 |
Unter Konrad Türst (1450–1503) entsteht als erste Regionalkarte die "Karte der
Schweiz". |
1500 |
Der spanische Kartograph Juan de la Cosa (gest. 1509), der
mit Christoph Kolumbus (ca. 1451–1506) und Amerigo Vespucci (1451–1512) nach Amerika segelte, fertigt eine Weltkarte an, die
als erste den amerikanischen Kontinent enthält. |
1503 |
Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci (1452–1519) befasst sich mit der
Herstellung von Regionalkarten. So entsteht die "Karte der Toscana" als
Perspektivzeichnung.
Der italienische Forscher und Geograph Amerigo Vespucci liefert mit seinen
Berichten "Mundus Novus" ein solides Fundament zur Geographie Südamerikas. |
1507 |
Der deutsche Kartograph Martin Waldseemüller, gen. Ilacomilus (1470–1518),
bringt zusammen mit Matthias Ringmann (1482–1511) einen Globus und die epochale erste Weltkarte, auf der sich der Name "Amerika" nach dem
vermeintlichen Entdecker, dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci, befindet, heraus; ferner eine See- und eine Europakarte. |
1513 |
Die
Kunst der Portolankartenherstellung wird in Italien, Portugal und Spanien
weitergepflegt. Gegen Ende des Mittelalters werden dank der neuen Entdeckungen
nicht nur Portolankarten des Mittelmeeres gefertigt, sondern eigentliche
Weltkarten im Portolankartenstil. Ein Beispiel dieser späteren Periode ist die
"Weltkarte" von Piri Reis (um 1465–1555). |
1525 |
Die erste Gradmessung seit der Antike führt der französische Astronom und
Physiologe Jean François Fernel
(ca. 1497–1558) am Meridianbogen Paris –
Amiens mit Hilfe eines Quadranten und der Umdrehungen eines Wagenrades durch.
Das Resultat R = 6.371 km ist auf 0,1 % erstaunlich genau! |
1568 |
Nachdem
Herzog Albrecht V. von Bayern (1528–1579) Philipp Apian (1531–1589) den Auftrag
erteilt hatte, Bayern kartographisch zu erfassen, bereist dieser in sieben
Sommern die bayerische Landschaft und führt eigene Landvermessungen durch. Nach
zweijähriger Ausarbeitung erstellt er eine 5 x 5 m große Karte im Maßstab
1:45.000. Auf der Basis dieser Karte entstehen schließlich 24 Holzschnitte der
sog. "Bayerischen Landtafeln" im Maßstab 1:144.000. Die Genauigkeit
der Landkarten wird erst im 19. Jh. übertroffen werden, und auch Kaiser Napoleon
I. (1804–1815) wird
sie später noch für seinen Einmarsch in Bayern benutzen. |
1569 |
Einen kartographischen Höhepunkt stellen die Werke des in Duisburg tätigen
Gerhard Kremer, gen. Mercator (1512–1594), dar. Nach zahlreichen Regionalkarten
und Globen kommt die berühmte, für die Seefahrt bestimmte winkeltreue Weltkarte in der nach
ihm benannten Projektion heraus, die bis auf den heutigen Tag das Kartennetz der
meisten Seekarten bestimmt. |
1570 |
Die "Geographie" des Claudius Ptolemäus verliert an Bedeutung, als mit
der in vielen Ausgaben herausgekommenen "Cosmographia" des Sebastian Münster
(1488–1552) immer mehr neue und bessere Karten entstehen.
In den Niederlanden erschafft Abraham Ortelius (1527–1596) eine achtbändige
Weltkarte, einzelne Gebietskarten sowie die in vielen Ausgaben erscheinende
Kartensammlung "Theatrum orbis terrarum". Dieses Werk kann als erster
Erdatlas angesehen werden. Das Kartenmaterial des Ortelius überzeugt besonders in seiner Einheitlichkeit nach Format und Druck. |
1584 |
Kaspar Hennerberger (1529–1600) erschafft die "Preußischen Landtafeln". Die
erste Karte mit Tiefenlinien (Isobathen) wird von dem Feldmesser Pieter Briunss
entwickelt. |
1590 |
Die weitere Entwicklung der topographischen Kartographie ist gekennzeichnet
durch die Verbesserung der topographischen Aufnahmemethoden. Dabei werden die
topographischen Arbeiten durch mehrere Neuerungen entscheidend beeinflusst.
Hierzu zählt die
Erfindung der Messtisches vermutlich durch Johannes Praetorius (1537–1616) oder durch die
sog. Züricher Schule. |
1595 |
Ein bedeutender Fortschritt, nämlich das Bemühen nicht nur um Einheitlichkeit
nach Format und Druck, sondern auch im Inhalt, zeigt sich in dem in diesem Jahr
erstmalig vollständig erschienen "Atlas sive Cosmographicae meditationes de
fabrica mundi et fabricati figura" Gerhard Mercators. Der Atlas wird ein
großer Erfolg und bestimmt maßgebend den weiteren Weg der Atlaskartographie. |
ab dem 17. Jh. |
Mit der zunehmenden Intensität der Landnutzungen und der ersten Verfeinerung der
Aufnahmemethoden kommt es vermehrt zu Karten, die die Abgrenzung hoheitlicher
Macht oder privater Nutzung dokumentieren und im Streiffalle als Grundlage
dienen sollen.
Die Landkarten verbessern sich erneut durch exakte Rechenmethoden (mathematische
Geodäsie). |
17. und 18. Jh. |
Zunächst sind vor allem die Niederländer in der Altaskartographie führend.
Jodocus Hondius (1563–1611) erwirbt Mercators
Platten und gibt weitere Ausgaben heraus. Am umfangreichsten ist die Produktion
von Willem Blaeu (1571–1638) und seinem Sohne Johan (1596–1673); unter ihren
zahlreichen Atlanten ist vor allem die 12bändige "Geographia Blaviana"
bemerkenswert. Weitere bedeutende Atlanten entstehen in Frankreich u.a. durch
Nicolas Sanson d'Abbéville (1600–1667), seine Söhne und Enkel sowie durch
Guillaumes de l'Isle (1675–1726). In Deutschland entstehen bedeutende
Atlanten vor allem durch Johann Baptist Homann (1663–1724)
und seine Erben (bis 1813) in Nürnberg und durch Matthäus Seutter (1678–1757). |
1608 |
Eine wesentliche Weiterentwicklung der optischen Instrumente leitet der
Holländer Hans Lipperhey (1537–1616) mit seiner
Entwicklung des Fernrohrs ein. |
1617 |
Der Niederländer Willibrord Snellius
(1580–1626) führt die Dreiecks-messung (Triangulation)
ein, d.h. die Messung der Dreieckswinkel, wobei eine einzige Strecke, die Basis,
den Maßstab liefert. Mit dem auf dieser Grundlage aus seiner Kette von 122 km
ermittelten Erdradius von 6.150 km ist er allerdings selbst unzufrieden! |
1624 |
Die Triangulation wird zum ersten Mal für eine Landesaufnahme in Württemberg von
Wilhelm Schickard (1592–1635, Erfinder der ersten Rechenmaschine nach dem Zählerprinzip)
eingesetzt, um ein Kartenwerk herzustellen. |
um 1650 |
Zweifel an der Kugelgestalt der Erde tauchen auf, als Newton um diese Zeit das
Gravitationsgesetz findet. |
ab Mitte 17. Jh. |
Die
vogelschauartige Siedlungsdarstellung, deren Höhepunkt die "Topographien" von
Matthäus Merian (Vater und Sohn, ab 1640) bilden, werden durch einen
geometrisch-nüchternen Straßengrundriss abgelöst; für kleinere Objekte kommen
die ersten Kartenzeichen (Signaturen) auf. |
zwischen 1669 und 1741 |
Die allgemeine Anwendung der Triangulation in der
Landesvermessung setzt ein, nachdem die Franzosen sich dieses Verfahrens in
ihren zahlreichen Erdmessungen (Gradmessungen) mit Erfolg bedient hatten. |
18. Jh. |
Als Folge der zunehmenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und der
Erforschung der Erde entstehen die ersten geowissenschaftlichen Karten. Im
Bereich der Verkehrskarten entstehen zahlreiche Darstellungen der Handelswege
und Postrouten. |
um 1700 |
Einer
der bedeutendsten Globenhersteller, Vincenzo Maria Coronelli (1650–1718),
fertigt im Auftrage des Herzogs von Parma ein Globenpaar mit einem Durchmesser
von je 175 cm an. Dadurch bekommt er später auch den Auftrag für zwei riesige
Globen, einen Erd- und einen Himmelsglobus, mit einem Durchmesser von je 384 cm
für den französischen König Ludwig XIV., den Sonnenkönig (1638–1715). |
1701 |
Mit der Isogonenkarte (erdmagnetische Deklination) des Atlantiks von Edmond Halley
(1656–1742) beginnt die Darstellung thematischer Kontinua. |
1736 |
Gradmessungen der französischen Wissenschaftler
Pierre Bouguer (1698–1758) und
Pierre-Louis Moreau de Maupertius (1698–1759) im heutigen Ekuador und in Lappland
ergeben den größten Krümmungshalbmesser am Pol (ein Breitengrad zu 110,60 km),
den kleinesten Wert am Äquator (ein Breitengrad zu 111,95 km). Angesichts dieser
Tatsache sowie eines anderen Beweises durch Pendelmessungen ersetzt man die Kugel
durch ein Rotationsellipsoid. |
1749 |
Eine besondere Stellung unter den Atlaskartographien nimmt der in diesem Jahr
erschienene "Preußische Seeatlas" ein, eine Sammlung von 12 Seekarten 1:20 Mio. |
1750 und 1815 |
Jacques (1677–1756) und
César François (1714–1784) Cassini de Thury, in dritter
Generation an den französischen Gradmessungen beteiligt, überziehen Frankreich
mit einem Netz aus über 2.000 Dreiecken und leiten auf dieser Grundlage die
Herstellung des Kartenwerkes 1:86.400 ein, das später unter ihrem Nachfolger
Jean
Dominique Comte de Cassini (1748–1845) vollendet wird. Dieses Werk leitet endlich die Zeit der
genauen topographischen Landesaufnahmen im modernen Sinn ein. |
ab 1763 |
In Österreich finden unter militärischer Leitung die ersten Landesaufnahmen
statt. Die dabei entstandenen "Aufnahmeblätter" 1:28.000 dienen der Herausgabe der
"Spezialkarte" 1:144.000 mit Böschungsschraffen.
Die später einsetzende dritte
Landesaufnahme führt über "Aufnahmeblätter" 1:25.000 mit Höhenlinien zur
"Spezialkarte" 1:75.000 mit Schraffen. |
1764 |
Mit den ersten Karten der "Kurhannoverschen Landesaufnahme" (1:21.333), der
daraus abgeleiteten Militärkarte (1:64.000) und der Generalkarte (1:192.000)
entsteht die erste Maßstabsreihe. |
1772 |
Johann Heinrich Lambert (1728–1777) veröffentlicht in seinen "Beyträgen zur Mathematik" die
Theorie des flächentreuen Azimutalentwurfs. |
1790 |
Der erste Sekundentheodolit, ein drehbares Instrument mit Fernrohr und optischer
Ablesevorrichtung an einem Vollkreis, kommt zum Einsatz. |
1791 |
Pupien-Triels wendet in seiner Karte von Frankreich erstmals Höhenschichtlinien
an. |
1794 |
Die Teilung des Kreises in 400 gon setzt sich in Frankreich durch. |
1795 |
Eine verbesserte Bestimmung der Erddimension in Frankreich dient als Grundlage
unseres heutigen Längenmaßes, des Meters. Es soll 1/10.000.000 des
Erd-Quadranten (ein Viertel des Erdmeridians) betragen und in jedem Land
nachprüfbar sein. |
1796 |
Alois Senefelder (1771–1834) erfindet die Lithographie. Damit wird der Steindruck zum ersten
Flachdruckverfahren und als Kartolithographie ein rasch an Bedeutung gewinnendes
Verfahren des Kartendrucks. |
1799 |
Johann Georg Lehmann (1765–1811) entwickelt für die Darstellung des
Geländereliefs die sog. Böschungsschraffenmanier. |
19. Jh. |
Mit dem Aufkommen der Statistik entstehen zunehmend detaillierte
Bevölkerungskarten sowie Sprachen- und Völkerkarten, und es kommt zu einer
starken Entfaltung der historischen Karten. |
Anfang 19. Jh. |
Die Arbeiten topographischer Karten mittlerer Maßstäbe liegen in den Händen
staatlicher, oft militärischer, Institutionen; es entstehen einheitliche
Triangulationsnetze; die topographischen Aufnahmen sind das Ergebnis von
Vermessungen, gewöhnlich unter Anwendung der Messtischmethode; das Geländerelief
wird grundrissartig durch Schraffen dargestellt. Der mehrfarbige Kartendruck
kommt vor allem bei auflagenstarken Atlaskarten auf. Er wird durch den
Flachdruck und die neuen Reproduktionstechniken ermöglicht und begünstigt. |
erste Hälfte 19. Jh. |
Über die älteren politischen und administrativen Karten hinaus führt der Wunsch
nach einer möglichst gerechten Bemessung bei der Erhebung der Grundsteuer in
vielen Ländern zum Aufbau großmaßstäbiger Kartenwerke, aus denen Flächengrößen
ermittelt und teilweise auch die Bodengüte abgelesen werden können. So entstehen
in den Ländern des Deutschen Reichs die Katasterkarten ("Flurkarten") in
Maßstäben 1:500 bis 1:5.000 (Grundsteuerkataster), und zwar in Preußen als
Inselkarten und weitgehend unabhängig von der topographischen Landesaufnahme und
ihrer Triangulation, in den süddeutschen Ländern dagegen als Rahmenkarten unter
stärkerer Verknüpfung mit den topographischen Karten und ihren Grundlagen. |
1801 und ab 1817 |
In Bayern beginnt nach der Gründung des Topographischen Büros eine systematische
Landesvermessung, bei der auf einheitlicher Netzgrundlage Flurkarten 1:2.500 und
1:5.000 durch Messtischaufnahmen entstehen. In der Folge dienen Verkleinerungen
dieser Flurkarten als Ausgangsmaterial für den Grundriss der sog.
"Positionsblätter" 1:25.000. Sie bilden später die Grundlage für die Herstellung
des "Topographischen Atlasses" 1:50.000. |
1804, 1817 |
Alexander von Humboldt (1769–1859) befasst sich mit der Darstellung der geophysikalischen
Intensität (Isodynamen) und gibt mit seiner Isothermenkarte den Anstoß zu
weiteren ähnlichen Darstellungen. |
1816–1846 und ab 1875 |
In Preußen, wo die Landesaufnahme in der Hand des Generalstabs liegt, entstehen
Messtischaufnahmen 1:25.000 mit einer Geländewiedergabe durch Schraffen. Die
Ergebnisse dienen ausschließlich der Herstellung der Generalstabskarte
1:100.000. Erst die später folgenden Neuaufnahmen 1:25.000 mit
Höhenliniendarstellung und Bezug auf Normal-Null führen zu einem eigenständigen
Kartenwerk 1:25.000 ("Messtischblatt"), das vor allem den zunehmenden Bedarf
befriedigen soll. Unabhängig von dieser Landesaufnahme vollzieht sich der Aufbau
des zunächst nur für Steuerzwecke bestimmten Katasterkartenwerks auf der
Grundlage eigener begrenzter Triangulationssysteme. |
1818 und ab 1826 |
Die in Württemberg eingerichtete staatliche Landesvermessung stellt zunächst
Flurkarten 1:2.500 her und bildet dann aus Verkleinerungen dieser Karten
Aufnahmeblätter 1:25.000. Später werden daraus die 55 Blätter des
"Topographischen Atlasses" 1:50.000 abgeleitet. |
ab 1822 |
Die
ersten wissenschaftlich exakten Gradmessungen in Deutschland sind die von Carl
Friedrich Gauß (1777–1855) zwischen dem Inselsberg (Thüringer Wald) und Altona sowie von
Friedrich Wilhelm Bessel (1784–1846) in
Ostpreußen (1831). Daraus und aus weiteren 10 Gradmessungen in Europa, Indien
und Peru errechnet Bessel 1841
unter Ausgleichung der Messungswidersprüche die Dimensionen eines Erdellipsoids,
das seit-dem den Landesvermessungen in Deutschland bis heute zugrunde liegt. |
1823 |
Deutschland
wird im 19. Jh. führend in der Atlaskartographie.
Ein weit über die Grenzen Deutschlands bekanntgewordenes Atlaswerk ist der
"Handatlas" von
Adolf Stieler (1775–1836), welcher seit diesem
Jahr erstmalig vorliegt und bis in das 20 Jh. hinein in laufend verbesserten
Auflagen herauskommen wird. Es folgen Meyers "Großer Handatlas" sowie die
"Schulatlanten" von Westermann. |
1840 |
Dieses Jahr steht gleichzeitig für die Einführung der Höhenschichten und den
preußischen Polyederentwurf für die topographischen Karten wie auch für den
Beginn der Lichtpaustechnik mit dem Blaupausverfahren. |
ab 1842 |
Erste Karten geologischen Inhalt erscheinen. |
ab 1844 |
In
der Schweiz gibt das "Eidgenössische Topographische Büro" das erste amtliche
eidgenössische Kartenwerk 1:100.000 ("Dufourkarte") auf der Grundlage vorhandener
und verbesserter kantonaler Karten 1:25.000 bzw. 1:50.000 heraus. Später
erscheinen die Blätter des "Topographischen Atlas der Schweiz"
("Siegfriedkarte") in 1:25.000 (bzw. 1:50.000) für den alpinen Bereich) mit
Höhenliniendarstellung. |
1848 |
Mit dem durch Alexander von Humboldt angeregten "Physikalischen Atlas" von
Heinrich Berghaus (1797–1884) als Weltatlas mit
Themen aus dem Naturbereich beginnt die Herausgabe der ersten Nationalatlanten. |
1849 |
Die erste Wetterkarte erscheint, ermöglicht durch die neue telegraphische
Nachrichtenübermittlung. |
Mitte 19. Jh. |
Tachymeter und Nivelliergeräte kommen in Gebrauch.
Nivellements-netze werden mit eindeutig definierter Höhenbezugsfläche gemessen.
In der Folge werden neue topographische Aufnahmen durchgeführt, die nunmehr
durch die Höhenliniendarstellung und deren Genauigkeitsgrad auch die zivilen
Belange des Ingenieurbaus, der wissenschaftlichen Forschung und der Planung
berücksichtigen. |
1850 |
Um die Ergebnisse verschiedener Projekte und Landesvermessungen besser
kombinieren zu können, entwickeln Roger Joseph Boscovich (1711–1787), Carl Friedrich Gauß
und andere schrittweise die Ausgleichnungsrechnung, die seit diesem Jahr auch
der Etablierung präziser Bezugssysteme und der Vermessung des Weltraums
(kosmische Geodäsie) zugute kommen. |
1881 |
Beim Druck werden Halbtöne durch autotypische Rasterung erzeugt, Metallplatten
für den Flachdruck eingeführt und die Steindruckpressen allmählich durch
Rotationsmaschinen mit Druckzylindern ersetzt. |
seit 1897 |
Die Flurkarten des deutschen Grundsteuerkatasters sind seither auch das amtliche
Verzeichnis der Grundstücke für das Grundbuch. |
erste Hälfte 20. Jh. |
Da die Höhenlinien in den topographischen Karten allein nicht besonders
anschaulich sind, wird besonderes in der Schweiz und in Österreich nach neuen
Möglichkeiten der Darstellung gesucht und schließlich in verschiedenen Arten der
Schräglicht-schummerung gefunden. |
1904 |
Das Prinzip des Offset-Drucks setzt sich durch. |
1911 |
Das Positivkopierverfahren für Offsetdruckplatten wird eingeführt. |
1912 |
Die Schichtgravur auf Glas wird von den Niederländern in Indonesien erfunden. |
1913 |
Die erste dreifarbige "Deutsche Karte" (1:50.000) wird aufgelegt.
Die Spezifikationen für eine "Internationale Weltkarte" (1:1 Mio.) werden
festgelegt. |
ab 1920 |
Luftbilder werden erstmals stereographisch ausgewertet. |
1921–1925 |
Die Ausbildung der Kartographie zu einer akademischen Disziplin wird mit dem
Werk "Die Kartenwissenschaft" von Max Eckert-Greifendorff eingeläutet. |
1925 |
Das weltweit erste Institut für Kartographie wird an der ETH Zürich durch Eduard
Imhof gegründet. |
1930 |
Die Prägung von Kupferplatten erfolgt erstmals im Wege einer galvanischen
Gravur. |
1934 |
Die Katasterflurkarten beinhalten seither auch die Ergebnisse der
Bodenschätzung. |
1937, 1938 |
Das erste Musterblatt der "TK 25" entsteht mit einheitlicher Blattbezeichnung.
Erstmals finden auch Kunststofffolien (Astralon) als Zeichenträger Anwendung. |
1950 |
Nach dem Verlust der Original-Kupferplatten beschließt die Arbeitsgemeinschaft
der Vermessungsverwaltungen der Länder (AdV) die Neuzeichnung
der "TK 100". Die Schichtgravur wird für die Kartographie eingesetzt.
Ein globales Zeitsystem, das auf Funktechnik und Quarzuhren beruht, wird
eingeführt. |
1952 |
Mit der Gründung des Instituts für angewandte Geodäsie (IfAG, heute Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie – BKG) wird ein Verwaltungsabkommen über das Landkartenwesen
unterzeichnet. |
1953 |
Das Verfahren der Schichtgravur auf Glas wird erstmals in der Schweiz zur
Herstellung der "Landeskarte" auf breiter Basis eingesetzt. |
1956 |
Die AdV beschließt die Herstellung der "TK 50". |
ab 1960 |
Durch den zunehmenden Einsatz von künstlichen Erdsatelliten kommt es auch zur
Entwicklung der Satellitengeodäsie, welche die ersten interkontinentalen
Messungen ermöglicht.
Während der Computer ab dieser Zeit noch zaghaft in der Kartographie eingesetzt
wird, löst er spätestens in den 1990er Jahren praktisch universell sämtliche
konventionellen Kartentechniken ab. |
1961 |
Die Herstellung der "TÜK 200" in 46 Blättern beginnt. |
ab etwa 1980 |
Für die globale Geodäsie und die Geodynamik wird die Radioastronomie mittels
Interferometrie (VLBI) als Basis hochpräziser Referenzsysteme wie ITRF und
ETRS89 eingesetzt. |
1990 |
Das globale satellitengestützte Positionierungs-System GPS wird verwirklicht.
Ursprünglich nur zur Positionsbestimmung und Navigation im militärischen Bereich
vorgesehen, wird es in der Folge vermehrt auch im zivilen Bereich genutzt: in
der Seefahrt, Luftfahrt, durch Navigationssysteme im Auto, zur Orientierung im
Outdoor-Bereich, im Vermessungswesen usw. In der Landwirtschaft wird es beim
sog. "Precision Farming" zur Positionsbestimmung der Maschinen auf dem Acker
genutzt. Ebenso wird GPS auch im Leistungssport verwendet. Speziell für den
Einsatz in Mobiltelefonen wird das "Assisted GPS" (A-GPS) entwickelt. |
ab 1990 |
Geographische Informationssysteme (GIS), die meist Fernerkundungsdaten und
kartographisch bearbeitete Daten miteinander kombinieren, verbreiten sich in
Europa und den USA. |
21. Jh. |
Dieses Jahrhundert bringt auf breiter Basis die Etablierung von Routenplanern
auf CD-ROM und als Online-Dienst sowie von GPS-gestützten Navigationssystemen. |